02.06 Schofeld-Juiz
Beispiel: „Schofeld-Juiz“
Der Ostschweizer Naturjodelkenner Theodor Kappler
schreibt schon 1984:
Die Notenbilder (Anm. z.B. Dirigenten-Notizen) sollen
indes dem Leser etwas erläutert werden.
Solche in richtigem Taktmass aufzuzeichnen, ist
nämlich gar nicht so leicht, denn der Naturjodler darf
nicht einfach in ein metrisches Schema gezwängt
werden. Trotzdem soll sich der Leser eine Vorstellung
vom Ablauf der Melodien machen können.
So möge dem Interessenten folgendes dienen:
Der grösste Teil der Naturjodel verläuft im
Dreivierteltakt. Um die Melodien aber in dieser Taktart
aufschreiben zu können, sind oft Achtel- und
Sechzehntelfiguren nötig. Das darf uns aber nicht dazu
verleiten, bei der Wiedergabe ein entsprechend
schnelles Tempo einzuschlagen. Im Gegenteil!
Worin besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen
Jodellied und Naturjodel ?
1.
Ein Jodellied liegt zum Einüben als fertige Partitur vor,
Stimme für Stimme ist vorgegeben.
2.
Ein Naturjodel wird bei uns oft erst zu Papier gebracht,
nachdem er im Chor bereits gesungen wird.
Die
Jodelmelodie
wird
oft
erst
dann
als
Dirigenten-
Notiz
,
wie
der
Name
sagt,
notiert
,
damit
sie
der
Komponist
bei
der
SUISA
anmelden
kann,
aber
auch,
dass
ein
Dirigent
später
wieder
darauf
zurück
greifen
kann.
In
den
Proben
wird
am
Juiz
gefeilt,
die
einzelnen
Stimmen
werden
erarbeitet
nach
Gehör.
Die
Melodie
erfährt
auch
kleine
Änderungen
im
Sinne
des
Komponisten.
Es
versteht
sich
von
selbst,
dass
solche
Änderungen
nicht
laufend
in
der
Partitur
nachgeführt
werden.
So
kommt
es
vor,
dass
die
Interpretation
eines
Naturjodels
vom
erstmals
„skizzierten“
Notenbild
teils
abweicht.
Dies
ist
bei
vielen,
besonders
aber
bei
traditionellen
Naturjodeln
oft
der
Fall,
weil
diese
nach
Gehör,
und
nicht
nach
Noten,
übernommen
und
eingeübt
werden,
obwohl
„Noten-Notizen„
bestehen.
Das
Wissen
um
diesen
Unterschied
ist
besonders
bei
einer Beurteilung von grosser Bedeutung.
Warum weichen Melodien oft von der geschriebenen Dirigenten-Notiz leicht ab ?
Sie
haben
sicher
bei
einigen
Naturjuiz
festgestellt,
dass
die
gesungene
Melodie
in
einzelnen
Passagen
vom
Notenbild
abweicht.
Die
hier
aufgeführten
Noten
sind
Auszüge
aus
den
ursprünglich
vom
Komponisten
gemeldeten
Partituren,
die
inzwischen
offenbar
geändert
wurden,
von
wem
auch
immer.
Das
zeigt
auf
wunderschöne
Art,
dass
ein
Naturjuiz
lebt
und
oft
eine
eigene
Dynamik entwickelt.
Diese
Interpretations-Freiheit
nutzt
ein
Naturjodler.
Damit
kann
er
dem
Juiz
eine
persönliche
Note
geben.
Das
ist
nicht
nur
erlaubt,
es
ist
sogar
erwünscht,
solange
die
Grundmelodie
nicht
verändert
wird,
die
Echtheit,
die
Natürlichkeit
darunter
nicht
leidet
und
bei
neuern
Werken
das
Einverständnis
des
Komponisten
vorliegt.
Gut
zu
wissen
ist
daher,
dass
Noten
einem
erlebten,
authentischen Juizvortrag nie gerecht werden. Emotionen kann man nicht in Noten fassen.