Eines
muss
man
immer
vor
Augen
halten,
das
musikalische
Empfinden
hat
sich
seither
stark
verändert.
Heute
jodeln
wir
nicht
mehr
wie
vor
achtzig
Jahren.
In
Kursen
wird
Atemtechnik,
Tongebung
u.a.m.
gelehrt.
Das
ist
auch
gut
so.
So
mag
der
Vergleich
mit
der
damaligen
und
der
heutigen
Vortragsweise
eines
Jodelvortrages
interessant
sein,
gleiche
Massstäbe
z.B.
in
Tonkultur
o.ä.
anwenden
zu
wollen,
wäre
unrealistisch.
Richtigerweise
sollte
man
sich
gedanklich
in
die
damalige
Zeit
hinein
versetzen,
in
eine
Zeit
wo
keine
Medien,
keine
Tondokumente
wie
Kassetten,
Langspielplatten,
CD‘s
und
vieles
mehr,
überall
und
zu
jeder
Zeit
auf
Knopfdruck
abrufbar
waren.
Wer
Musik
hören
wollte,
musste
selber
Musik
machen,
selber
singen
und
jodeln,
selber
ein Instrument spielen.
Schon
früh
setzten
sich
Naturjuiz
Kenner
ein,
den
Naturjuiz
in
seiner
ursprünglichen,
urchigen
und
echten
Art
zu
pflegen.
Sie
alle
hatten
einen
schweren
Stand.
Denn
diese
einfache,
„primitive
Urmusik“
fand
bei
„gebildeten“
Leuten
kaum
Beachtung,
sie
passte
einfach
nicht
ins
kultivierte
Musikverständnis
der
gehobenen Klasse.
Der
Spruch
vom
„Prophet
im
eigenen
Land“
zeigt
einmal
mehr
seine
Berechtigung.
So
waren
es
bezeichnenderweise
ausländische
Musikforscher,
z.B.
der
deutsche
Wolfgang
Sichardt,
die
sich
für
unser
Kulturgut
„Jodel“
interessierten,
ihren
musikalischen
Wert
erkannten,
Ton-Aufnahmen
machten
und
Forschungsberichte
verfassten.
(siehe
Beispiele bei „anno dazumal“)
Der
Eidgenössische
Jodlerverband,
der
sich
die
Erhaltung
und
Förderung
des
Naturjodels
auf
die
Fahne
schrieb,
tat
dem
Naturjodel
keinen
Dienst,
als
er
ganz
gezielt
das
Jodellied
förderte,
dabei
seine
Interpretation
streng
reglementierte,
nur
Jodel-
vokalisation
nach
Grundschule
akzeptierte
und
sogar
Jodler-Silben
vorschrieb.
Damit
erreichte
er
das
Gegenteil.
Statt,
dass
der
Naturjodel
zur
vollen
Pracht
aufblühen
konnte,
musste
er
jahrelang
ein
Mauerblümchen
Dasein
fristen.
Ein
wohltuender
Aufbruch
ist
in
den
letzten
Jahren
spürbar.
Nicht
nur
in
der
Volksmusik,
in
verschiedenen
Lebensbereichen
findet
eine
Öffnung
statt,
man
will
sich
von
Einengendem
befreien.
Während
das
reglementierte
Singen
besonders
Junge
abhielt
mitzumachen,
ist
das
befreiende
Juizen
auch
wieder
für
Junge
interessant.
Und
diese
Verjüngung
tut
gut.
Auch
wenn
wir
heute
offener
gegenüber
anderen
Musikstilen
sind,
gepflegter
singen
und
jodeln,
wichtig
ist
bei
jedem
Musizieren,
und beim Jodeln ganz besonders:
Das
Herz
muss
mitschwingen,
die
innere
Überzeugung
muss
spürbar
zum
Ausdruck
kommen,
denn
jeder
echte
Naturjuiz
trägt
eine
Botschaft.
Diese
Botschaft
möchte
ich
erkennen.
Das
hilft
mir
zu
verstehen,
dass
die
Juiz
so
sind
wie
sie
sind
-
und
nicht
so,
wie
ich
sie
vielleicht
nach
eigenem
“kultiviertem” Gusto haben möchte.
Edi Gasser
1995
Ein Naturjodel ist das authentische Spiegelbild der Seele
(Adolf Stähli)
Gedanken zum Natur-Juiz
Juizen
war
in
unseren
voralpinen
Gegenden
allgegenwärtig.
Gejodelt
wurde
vorwiegend
in
bäuerlichen
Kreisen,
bei
der
Arbeit
in
Feld
und
Stall,
bei
der
Waldarbeit
und
sehr
oft
auch
in
bestimmten
Handwerker
Kreisen,
so
z.B.
Zimmermann,
Wagner,
Schmied
u.a.m.
Nicht
zu
vergessen,
auch
Frauen
sangen
und
juizten
oft
bei
der
Hausarbeit.
Es
sind
aus
heutiger,
kultivierter
Sicht
„ungebildete“
Stimmen,
dafür
sind
sie
echt,
authentisch,
mit
ausgeprägt
regionalem
Charakter,
was
Tongebung,
Klangfarbe
und
Vokalisation
anbetrifft.
Die
Freude
an
einer
Melodie,
tiefe,
innere
Befriedigung
waren
Beweggründe
für
sich
allein
zu
juizen,
sich
von
allen
Zwängen
um
sich
herum
zu
befreien
-
nicht
um
Beifall
und
Anerkennung
von
Aussenstehenden
zu
erheischen.
Solche
Jodel
oder
Jodelfragmente,
die
uns
überliefert
wurden,
hatten
früher
keinen
bestimmten
Namen.
Einfache,
eingängige
Jodelmelodien
–
heute
nennt
man‘s
„Ohrwürmer“
–
machten
weitherum
ihren
Siegeszug.
Vielleicht
war
es
ein
Knecht,
ein
Handwerker
auf
der
Stör,
der
eine
lieb
gewonnene
Melodie,
einen
„Heimweh-
Juiz“
im
Herzen,
mitnahm
an
die
neue
Arbeitsstelle.
Vielleicht
war
es
gerade
umgekehrt,
der
Knecht
kehrte
mit
einer
ihm
lieb
gewordenen
Melodie
zurück
nach
Hause.
Das
gleiche
weiss
man
auch
von
Begegnungen
im
Militärdienst.
So
wurde
der
gleiche
Juiz
weitherum
verbreitet
und
konnte
verschiedene
Namen
tragen.
Man
nannte
ihn
vielleicht
nach
einem
Jodler,
meist
aber
nach
einem
Ort,
einem
Heimwesen
wo
er
häufig
gesungen
wurde.
Irgend
ein
Name
hat
sich
später
durchgesetzt,
spätestens
dann,
als
man
anfing
Jodelmelodien
aufzuschreiben.